Oleocanthal: Der verborgene Wirkstoff im Olivenöl mit Potenzial !

Oleocanthal: Der verborgene Wirkstoff im Olivenöl mit Potenzial !

Oleocanthal: Die wissenschaftliche Faszination hinter der Schärfe im Olivenöl

 

Haben Sie sich schon einmal über den leicht scharfen, kratzenden Reiz im Rachen gewundert, den ein hochwertiges, natives Olivenöl extra hinterlässt? Dieses sensorische Erlebnis ist die Signatur eines faszinierenden Pflanzenstoffs: Oleocanthal.

Erst im Jahr 2005 identifiziert, ist Oleocanthal nicht nur für den peppigen Geschmack verantwortlich, sondern weckt aufgrund seiner biologischen Aktivität großes Interesse in der Grundlagenforschung. Die Entdeckung ist einer zufälligen Beobachtung zu verdanken: Wissenschaftler erkannten, dass dieses spezifische Rachengefühl dem von flüssigem Ibuprofen verblüffend ähnelt.


 

Die Parallelen im Reagenzglas: Oleocanthal und bekannte Mechanismen

 

Dieser sensorische Hinweis führte zu einer verblüffenden Beobachtung in Laborversuchen: Oleocanthal und das bekannte Schmerzmittel Ibuprofen teilen einen Teil ihrer biochemischen Aktivität. Beide Substanzen zeigen in in-vitro-Studien das Potenzial, Enzyme aus der sogenannten COX-Familie zu beeinflussen – ein Mechanismus, der mit entzündungshemmenden Eigenschaften in Verbindung gebracht wird.

Wichtig zur Einordnung: Viele der vielversprechenden Effekte von Oleocanthal wurden bislang ausschließlich in Laborversuchen ("in der Zellkultur" oder "im Reagenzglas") oder an Tiermodellen beobachtet. Ob diese Effekte auch beim Menschen durch den normalen Verzehr von Olivenöl therapeutisch relevant oder übertragbar sind, muss durch umfangreiche klinische Studien erst bestätigt werden. Die Trennung zwischen Laborbefunden und anwendbarer Humanmedizin ist essenziell.


 

Die Zellforschung im Fokus: Neue Mechanismen entdeckt

 

Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Oleocanthal liefert stetig neue, spannende Ansätze.

 

Gezielte Zellreaktionen (2015)

 

Eine bemerkenswerte Studie aus dem Jahr 2015 lieferte einen neuartigen Ansatz für die Zellforschung. Forscher fanden heraus, dass Oleocanthal in Laborversuchen an Krebszellen spezifische Zellreaktionen auslösen kann [1].

Der in den Versuchen beobachtete Mechanismus ist faszinierend: Die Substanz schien die Lysosomen – die zellulären "Verdauungsorgane" – zu destabilisieren. Dadurch traten Enzyme aus, die die Zelle von innen zersetzten. Auffällig war, dass diese Reaktion bei den untersuchten Krebszellen schnell eintrat und diese anscheinend anfälligere Lysosomen-Membranen besaßen als gesunde Zellen. Dies beleuchtet einen möglichen Ansatzpunkt für die Entwicklung zielgerichteter Wirkstoffe.

 

Hypothesen zu Nervenzellen

 

Auch im Bereich der Forschung zu neurodegenerativen Erkrankungen existieren interessante Hypothesen, die sich auf die phenolische Struktur von Oleocanthal stützen.

Eine Studie aus dem Jahr 2009 deutete darauf hin, dass Oleocanthal in Zellmodellen die Amyloid-β-Oligomere – Proteinablagerungen, die bei Alzheimer diskutiert werden – so modulieren könnte, dass ihre schädliche Wirkung in diesen Modellen gehemmt wurde [2]. Die Autoren schlugen daraufhin vor, Oleocanthal als Leitstruktur für die Entwicklung neuer, gezielter Wirkstoffkandidaten zu betrachten.


Wichtiger Hinweis (Disclaimer): Die Informationen fassen Ergebnisse der Grundlagenforschung zusammen und dienen ausschließlich der Wissensvermittlung. Sie stellen keine Empfehlung zur Behandlung, Linderung oder Heilung von Krankheiten dar und ersetzen in keiner Weise eine professionelle medizinische Diagnose oder Therapie. Bei gesundheitlichen Fragen konsultieren Sie bitte immer einen Arzt oder qualifizierten Gesundheitsdienstleister.

Wissenschaftliche Quellenangaben

 

[1] LeGendre, O., Breslin, P. A. S., & Foster, D. A. (2015). "(-)-Oleocanthal rapidly and selectively induces cancer cell death via lysosomal membrane permeabilization (LMP)." Molecular & Cellular Oncology. [2] Pitt, J., et al. (2009). "Alzheimer's-associated Aβ oligomers show altered structure, immunoreactivity and synaptotoxicity with low doses of oleocanthal." Toxicology and Applied Pharmacology, 240(2), 189–197.

Zurück zum Blog